Regensburg,

Jahrhunderthochwasser in Regensburg

Im Juni 2013 erlebte Regensburg eine der schlimmsten Hochwasserkatastrophen seit 200 Jahren. Das Technische Hilfswerk war über sechs Tage lang ununterbrochen für die Regensburger und Regensburgerinnen im Einsatz.

Während mehrere tausend Helfer in Norddeutschland, insbesondere an der Elbe, versuchten, die Wassermassen der Jahrhunderflut einzudämmen, waren auch die Flüsse bayernweit auf einen Höchststand angestiegen, sodass einige Ortsteile von Regensburg stark gefährdet, oder schon teilweise überflutet waren. Eine erste Alarmierung durch die ILS (Integrierte Leitstelle) Regensburg erfolgte am 1. Juni zur Bergung eines Kompressors und eines Bauzauns auf der Jahninsel. Bei Ankunft an der Einsatzstelle war der Bauzaun bereits einen halben Meter unter Wasser, sodass die Elemente auf etwa 100m Länge von den Helfern, ausgerüstet mit Werkzeug und Wathosen, demontiert und abtransportiert wurde.

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Da die Prognosen ein weiteres Steigen der Pegel vorhersagten, wartete um ca. 17.00 Uhr bereits der nächste Auftrag: Stegebau an der Donaulände entlang der vordersten Häuserfront, um auch bei einer Überflutung einen Zugang zu den Häusern sicherstellen zu können. Auch dank der Unterstützung von Helfern aus dem OV Laaber konnte dieser Einsatz gegen 22.00 Uhr abgeschlossen werden. Der Sonntag, 2. Juni, begann dann mit verschiedenen Transportaufgaben. So mussten beispielsweise Stegmaterial und Sandsäcke von den städtischen Bauhöfen abgeholt und zu den verschiedenen Einsatzstellen transportiert bzw. für die Bevölkerung an den vorgesehenen Stellen deponiert werden. Zudem mussten im Laufe des Sonntags Stege auch in der Liebl- und Mattingerstraße aufgebaut werden, was von den Helfern des OV Regensburg bewerkstelligt wurde. Diese erhielten im weiteren Einsatzverlauf dann tatkräftige Unterstützung von Kameraden aus dem OV Wörth. Gegen 21.00 Uhr konnten die eingesetztenHelfer dann in die Unterkunft einrücken.
Der folgende Montag sollte sich dann als arbeitsreicher herausstellen, als ursprünglich gedacht. Vormittags bestand die Aufgabe des THW überwiegend darin, die Bevölkerung beim Verbau von Sandsäcken zu unterstützen. Dazu wurden rund 20 000 Sandsäcke durch THW Fahrzeuge transportiert und in den verschiedenen Ortsteilen verteilt. Außerdem wurde von der Einsatzleitung eine Sandsack-Füllmaschine beschafft, um die Versorgung mit weiteren Sandsäcken sicherzustellen. Da bei weiter steigenden Pegeln nicht mehr garantiert werden konnte, dass die Hochwasserschutzelemente in der Werftstraße ausreichenden Schutz bieten, wurde das THW am Nachmittag damit beauftragt, dort ebenfalls Stege aufzubauen und den Anwohnern so einen sicheren Zugang zu ihren Häusern zu ermöglichen. Diese Aufgabe wurde überwiegend von Helfern der Ortsverbände Wörth und Laaber übernommen, angeleitet durch ortskundige Helfer aus Regensburg. Da auch in der Oberenregen- und Ambergerstaße die Gefahr einer Überspülung des Deichs bestand, wurde parallel zum Stegebau dort begonnen, mit sandgefüllten Bigbags (extra große Sandsäcke) den Deich auf etwa 200m Länge zu erhöhen, um eine Überflutung der dahinter liegenden Straßen zu vermeiden.Diese Arbeiten zogen sich hin, bis die Stadt Regensburg um 1.13 Uhr am Dienstag morgen Katastrophenalarm auslöste. Da ab diesem Zeitpunkt mit einer Überschwemmung der Werftstraße gerechnet werden musste, wurden alle THW-Einsatzkräfte aus der Regenstraße zurückgerufen und an den unteren Wöhrd beordert. Den Einsatzabschnitt Regenstraße übernahmen frische Kräfte der freiwilligen Feuerwehren der Stadt Regensburg.


Im Laufe der Nacht wurden dann, zusammen mit weiteren Helfern der DLRG sowie THW-Kräften aus Schwandorf und Obervichtach, weiter Stege in der Insel-, Meidenberg- und Wöhrd straße aufgebaut. Als die regensburger Kräfte nach rund 18 Stunden und mehr im Einsatz erschöpft waren, rückten Verstärkungskräfte aus Kronach an, um den Stegebau weiter voran zu treiben. Als auch diese mit ihren Kräften am Ende waren, wurde die Einsatzstelle nochmals mit frischen Kräften aus Dinkelsbühl besetzt. Außerdem rückten weitere Helfer aus den Ortsverbänden Feuchtwangen, Pegnitz und Ansbach an, um die Regensburger Einheiten abzulösen und den Stegebau an verschiedenen Stellen in den gefährdeten Stadtteilen weiter zu führen. Um die Sicherheit der Einsatzkräfte hinter den Hochwasserschutzwänden sicher zu stellen, waren ständig mehrere Strömungsretter der DLRG zur Stelle, die im Falle einer plötzlichen Überflutung rasche Hilfe hätten leisten können. Kameraden aus Schwandorf versuchten noch am Dienstagvormittag, zusammen mit der Feuerwehr und Helfern der DLRG, das in die Werftstraße eindringende Wasser mit Tragkraft- und Tauchpumpen zurück in die Donau zu pumpen. Bei einem Wasserstand von 6,75 m wurde die Lage hinter den Schutzwänden, die mit Sandsäcken verstärkt wurden, jedoch so gefährlich, dass am Dienstagnachmittag die Werftstraße bei einem Höchstpegelstand von 6,82 m aufgegeben und kontrolliert geflutet werden musste. Da die Schutzelemente in der Werfstraße vollständig überspült wurden, stellten sich die umfangreichen Stegebaumaßnamen als richtig heraus.


Mit dem Durchlaufen der Hochwasserwelle (6,82 m) und der darauf folgenden leichten Entspannung der Lage war die Arbeit für die Einsatzkräfte des THW jedoch längst nicht getan. Die fallenden Pegel machten am Mittwoch mehr und mehr Sandsackbarrieren überflüssig, sodass diese zurückgebaut und die Sandsäcke zentral gesammelt werden konnten. Der organisierte Abbau war nötig, damit die Säcke weiter nach Deggendorf transportieren werden konnten, wo der Scheitelpunkt des Hochwassers erst noch erwartet wurde. Außerdem konnten dank fallender Wasserstände langsam wieder Pumparbeiten aufgenommen und die überfluteten Bereiche am Unteren Wöhrd trocken gelegt werden. Die drei eingesetzten Hochleistungspumpen (etwa 12.000l/min) wurden dabei von der Flussmeisterei Regensburg zur Verfügung gestellt und vom THW betrieben. Mit einer, auf einem Fahrzeug montierten, mobilen Tankstelle wurden die Pumpen sowie Stromaggregate der Tauchpumpen rund um die Uhr mit Treibstoff versorgt. In den bereits trockenen Bereichen der Werftstraße konnte unterdessen auch schon mit dem Rückbau der Stege und der Reinigung der Straße mittels Feuerwehrschläuchen begonnen werden, wobei auch hier wieder Kräfte des THW aus dem OV Hilpoldstein mit den Mitarbeitern der Stadt Regensburg zusammen arbeiteten.


Mit dem Abschluss der Aufräumaktionen endete nach fast einer Woche der Einsatz für das THW in Regensburg am Freitag. Die Einsatzbereitschaft konnte, soweit nach dieser Einsatzdauer möglich, schnellstens wiederhergestellt werden.


Neben der Koordinierung und Führung der Einsatzkräfte aus ganz Bayern stellte auch die Verpflegung eine Herausforderung dar. Dank unserem routinierten Küchenteam und Helfern aus anderen Ortsverbänden konnte jedoch für alle Kameraden zu jeder Tages-und Nachtzeit warmes und vor allem gutes Essen gekocht werden, sodass das THW weitestgehend unabhängig von der Versorgung durch andere Hilfsorganisationen arbeiten konnte.


Auch die Zusammenarbeit verschiedener Ortsverbände innerhalb des THW, aber auch mit Einsatzkräften von Feuerwehr, DLRG, Wasserwacht, BRK und der Stadt funktionierte reibungslos, was bei dieser Anzahl an beteiligten Organisationen keineswegs selbstverständlich ist. Daher soll an dieser Stelle auch die Disziplin und Führung aller Seiten lobend erwähnt werden. Alles in allem hat der einwöchige Hochwassereinsatz gezeigt, wie effektiv das THW im Zusammenspiel mit anderen Einheiten des Katastrophenschutzes auch bei Jahrhundertfluten größere Schäden von Personen und Sachwerten abwenden kann.


An dieser Stelle möchten sich die Helferinnen und Helfer des Ortverbandes Regensburg bei allen beteiligten Kameradinnen und Kameraden der anderen Organisationen für ihre Hilfe und Unterstützung bedanken.


Eingesetzte Kräfte des THW:

AnsbachDinkelsbühl Feuchtwangen Hilpoltstein Kronach Laaber Mühldorf/Inn Oberviechtach Pegnitz Schwandorf Wörth/Do.


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